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		Die schwarze Gazette Ausgabe 108 vom 07.11.2005  | 
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| Extrablatt | ||
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          Papier ist geduldig | ![]()  | 
        
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             Die schwarze Gazette: Extrablatt Papier ist geduldig ------------------------------------- Die grauen Eminenzen saßen steif in ihren großen Ratssesseln. Aschfahle Gesichter blickten stumm in den großen Saal. Das Aufgebot der Garde stand brav und artig stramm. Kein Räuspern war zu hören, kein Mucks - nichts - Stille! Ein Staubkorn rieselte zu Boden, doch die Energie reichte nicht aus um beim Aufschlag einen Ton zu erzeugen. Plötzlich ein Geräusch: "Brrrrrd brrrrd brrrrd!" Die Baronin Kristina Gilmore trommelte ungeduldig mit den Fingern auf dem Ratspult herum. Unheil lag in der Luft, nein schlimmer: Der Skandal war perfekt. Einige Wachen schluckten schwer. Das hatte es noch nicht gegeben. "Wo ist der Oberstleutnant?", die Stimme der Rätin zerschnitt wie eine Klinge die Luft. Ihr eisiger Blick fixierte einen Gardisten. "Ii... Ma.. i... Mama Mama...", stotterte der Todgeweihte. "Bei ihrer Mutter!?", donnerte die Baronin. Dabei erhob sie sich gefährlich langsam von ihrem Sessel. "Nein M... Mylady, im Ma...Mama...Manöver.", würgte der Gardist hervor. Angstschweiß rann an seinen Schläfen herunter. Da erregten schnelle leichtfüßige Schritte die Aufmerksamkeit der Anwesenden. Der Oberstleutnant der Garde betrat den Saal und nahm pflichtbewusst in gewohnter Routine seinen Platz ein. Die Baronin kniff die Augen zusammen und musterte die Angekommene. Shanaas Ayashar, die aus der Wüste kam - Oberstleutnant der Garde, stand ruhig mit ebenmäßigem Gesicht und dunklen rotbraunen Haaren auf Posten. Damit waren alle da, nur niemand aus dem Volk. Das Volk glänzte durch Abwesenheit. Offensichtlich hatten sich diesmal keine Dummen gefunden die für ein paar Peitschenhiebe der Obrigkeit huldigten. Oder sind die Kerker bereits so gefüllt, dass einfach niemand mehr da sein konnte? Doch da nicht sein kann, was nicht sein darf, gab die Baronin einem Gardisten einen Wink den ersten Bittsteller vorzuführen. Einige Räte sahen sich verunsichert an, andere hoben hilflos die Schultern und senkten die Mundwinkel. Eine Ratssitzung und keiner kam - unfassbar! Der Gardist meldete das unvermeidliche. Dann kehrte die drückende Stille zurück. Nichts und niemand regte sich. Wahrlich, auf Britains Friedhöfen herrschte zu dieser Zeit mehr Emsigkeit als in jener Sitzung. Plötzlich ein Scheppern am Brustpanzer eines Gardisten. Und als wäre er von einem Projektil getroffen sank er stöhnend zu Boden. Noch bevor jemand reagieren konnte flog mit einem pfeifendem Geräusch ein Gardehelm vom Kopf seines Besitzers und selbiger sank mit blutender Schläfe nieder. Shanaas Ayashar reagierte mit den ihr angeborenen Instinkten. Sie entriss einem Kameraden das Schild, vollführte zwei, drei kühne Sprünge und lies die nächsten Treffer gekonnt ins Metall klatschen noch bevor die Geschosse ihre Ziele ereichen konnten. Doch damit hatte sie nur den Unmut des geheimnisvollen Schützen auf sich gelenkt. Eine wahre Salve prasselte auf sie ein und zwang sie beinahe in die Knie. Schnell ersetzte sie das zu einem nutzlosen Metallklumpen verformte Schild durch ihr Schwert und parierte die nächsten Angriffe mit der blanken Klinge. Metall spritze in glühenden Funken davon während Shanaas mit dem Schwert herumwedelte als wäre es eine Feder. Sie hatte ihren Feind entdeckt und arbeitete sich langsam an ihn heran. Es war niemand geringeres als die zynische Baronin welche hämisch grinsend die Geschosse mit tödlicher Präzision von der Tischplatte schnippte. "Was soll das, Baronin?", Shanaas Ayashar senkte ihre Waffe und funkelte ihre Gegnerin zornig an. Mit eisiger Ruhe und mitleidslos lächelnd formte Baronin Kristina Gilmore ein weiteres Papierkügelchen und legte es sachte auf die Tischplatte. In jahrelange Erfahrung hatte sie gelernt, dass Gardisten bereits mit Wattebällchen schwer zu verletzen waren. Papierkügelchen jedoch hatten eine geradezu diabolische Durchschlagskraft. Ein Schnipp und sie traf die verdutzte Shanaas genau zwischen die Augen. Die Gardistin fiel wie ein Baum und blieb mit großen offenen braunen Augen auf dem Saalboden liegen. "Das ist die gerechte Strafe", zischte die Rätin, "und das nächste mal bist Du gefälligst pünktlich." "Seit ihr nicht ein wenig zu streng?", wagte ein Ratsherr einzuwenden. Das Geräusch einer gezogenen Klinge war seine letzte Wahrnehmung bevor sein Kopf über den Saalboden kullerte... Papier ist geduldig, die Baronin ist es nicht! gez. Die Untergrundbewegung "Freiheit für Britain" Impressum: redaktion@die-schwarze-gazette.de redaktion@die-schwarze-gazette.de  | 
        
| 07.11.2005 - 00:40 | Kontakt: redaktion@die-schwarze-gazette.de | 
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